Montag, 22. Dezember 2008

Morgen, Kinder, wird was geben,....

Oha, das mal ein Wochenende!!

Am Samstag war die Weihnachtsfeier von IMPaC Nigeria und gestern Hash im Shell Camp.
Leider noch keine Bilder. Aber wayne's interessiert dem zeig ich sie mal wann anders.

Die Weihnachtsfeier sollte eigentlich um 4 anfangen - um 6 Uhr war ungefähr die Hälfte da.
Traffic... Eine gute Entschuldigung, man weiß bloß nie was dran ist...

Papa und ich hatten auch unseren traditionellen Habit an und daraufhin habe ich dann auch einen traditionellen Ibo Namen bekommen: Gestatten, Adaobi - "Princess of the household"... :)

Tja, und gestern waren wir dann im Shell Camp, beim Hash.
Das ist ein unter ExPats weit verbreiteter Brauch, bei dem es mal darum ging, irgendwo durch die Gegend zu laufen. Mittlerweile läuft aber nur noch die Hälfte und die andere Hälfte geht und das wirklich wichtige daran ist das Gelage wie man es nennen möchte hinterher.
Irgendwie hat mein Kopf es mir übel genommen...

Kennt ihr Suicide Tequila?

Normalerweise leckt man das Salz ab, trinkt den Tequila und beißt dann in die Zitrone.
Bei der Suicide Variante schnieft man das Salz, trinkt den Tequila und presst sich die Zitrone ins Auge...

Eines der vielen bescheuerten Dinge - äh, der vielen Bräuche, meine ich - die dort praktiziert werden.
Das ist wie beim Schützenfest: Besser nicht hinterfragen, nur mitmachen...

Naja, ich versuche mal, meinen Kater loszuwerden und freu mich auf morgen.

Kann mir übrigens jemand erklären, warum ich so einen Appetit auf einen ChickenNuggetBurger von Burger King hab?
Noch etwas, worauf ich mich freuen kann! :)

Also dann, bis morgen!!!!

Freitag, 19. Dezember 2008

Remove this... and this... and this, too!

In den letzten Tagen wurden an immer mehr Mauern und Gebäude in Straßennähe mit roter Farbe ein Kreuz geschmiert und daneben: "Remove this - RTP".
Scheinbar sollen Port Harcourts Straßen verbreitert werden oder, und diese Mauern und Gebäude sind da im Weg.
Wahrscheinlich werden die Besitzer zwangsenteignet, keine Ahnung ob sie dafür entschädigt werden.
Unser Fahrer erzählte uns, dass Leute, die sich weigern, hingerichtet würden, aber wir sind uns nicht sicher, ob man das glauben kann.

Was ich eigentlich erzählen will: Von den Gebäuden wird oft nur ein kleiner Teil abgerissen, nur die paar Meter, die zu nah an der Straße sind. Der Rest wird stehen gelassen und die Bewohner ziehen einfach wieder eine neue Mauer hoch. Dann ist das Haus zwar ein bisschen kleiner, aber besser als ein komplett neues Haus zu bauen.
Das ist mal wirklich eine unkomplizierte Art, sowas zu lösen!

Um einige Häuser und Mauern ist es allerdings wirklich schade. Ich möchte echt mal wissen, ob und wieviel die Besitzer dafür bekommen... Kann mir allerdings hier niemand so genau sagen.

So, und jetzt möchte ich nochmal etwas zu der Diskussion von gestern sagen, etwas allgemeines zu diesem Blog:

Erstmal ein Dankeschön an Yannic, für das engagierte Interesse und die konstruktive Kritik (das ist so ein Ausdruck, der sich irgendwie in jedem Zusammenhang ekelhaft schleimig anhört...)
Ich fühle mich von seinem Standpunkt natürlich nicht angegriffen, nur dass ich mich im Vorfeld nicht informiert hätte, das kann ich nicht auf mir sitzen lassen :)

Ich weiß, dass ich Nigeria in einem nicht besonders guten Licht da stehen lasse und vielleicht mag es sich auch manchmal so anhören, als wolle ich mich darüber lustig machen - aber das täuscht.
Ich schreibe so, weil ich versuche, es mir nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen.
Das hört sich vielleicht ignorant an, aber ich muss das so machen: ansonsten hätte ich nicht bis jetzt 'durchgehalten'.

Uns wird zum Beispiel von den Medien und von den Lehrern immer eingeflößt, sich für das Leid in Afrika schuldig zu fühlen, weil es ja auch die Europäer waren, die die afrikanischen Ländern kolonialisiert und dann aufgegeben haben und so.
Dagegen muss man etwas tun, wenn man länger hier bleiben will.
Meine Mama zum Beispiel hat sich das alles wesentlich mehr zu Herzen genommen - ist aber auch nach 2 Wochen wieder geflogen.

Die Bilder, die ich hier sehe - obdachlose Frauen, die am Straßenrand sitzen und versuchen, ihre vor Hunger weinenden Kinder zu trösten, gelähmte Männer, die auf Skateboards sitzen und sich mit den Flipflops in den Händen abstoßen, um sich fortzubewegen, junge Mädchen, die in den Bars auf reiche Freier warten, um sich etwas dazu zu verdienen, und noch so viel mehr - gehen natürlich nicht an mir vorbei, ohne einen Eindruck zu hinterlassen.

Aber man kann eben nicht jedem helfen, schon gar nicht langfristig.
Ich bin einfach nicht der "Freies soziales Jahr in der Entwicklungshilfe"-Typ, ich kann sowas einfach nicht besonders gut.
Ich bewundere andere Menschen dafür, aber es ist eben nicht mein 'Ding'.
Aber deswegen muss ich mich dafür immer noch nicht schuldig fühlen.

Es ist einfach schade, dass man oft dafür verurteilt wird, wenn man etwas Negatives über Länder wie Nigeria sagt - wie gesagt, das war schon bei meiner Facharbeit so - und ich kann nur hoffen, dass mir keiner von euch im Stillen vorwirft, ich sei rassistisch oder ähnliches.

Und wenn ihr die Diskussion zum letzten Artikel verfolgt habt, dann habt ihr ja selbst gesehen, dass sowohl mein Vater wie auch ich uns sehr wohl Gadanken über das alles machen und es uns wirklich nicht egal ist.

Dieser Blog ist nicht dazu gedacht, die Allgemeinheit über die politische Lage Nigerias zu informieren, sondern meinen Freunden und Bekannten von meinen persönlichen Erfahrungen zu berichten, und so sollte er auch gelesen werden. Vielleicht schafft das schon einiges aus der Welt.

Falls nicht: Er ist ja eh nur noch bis Dienstag aktuell. Dann ist Odysseus wieder auf Ithaka... Endlich! :)

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Zwei Räder und acht Beine

Nein, ich rede nicht von einem neuartigen Spinnenroboter, sondern von denen hier:

Nigerianische Motorradtaxen, Okada genannt.

Davon gibt es hier mehr als Autos und sie ersetzen sowohl andere Taxen als auch den Großteil der öffentlichen Verkehrsmittel.
Wofür die meisten von uns einen Kombi oder sogar einen Anhänger bräuchten, dafür reicht in Nigeria ein einziges Okada.

Manchmal sieht man sie mit Schweinen, Ziegen oder anderen Viechern fahren, ein anderes mal mit Leitern oder ähnlich langen Balken auf den Schultern.

Einmal habe ich sogar drei Leute gesehen, die damit eine Egge transportiert haben (oder nennt man das nicht so? Jedenfalls dieses Riesending, das normalerweise hinter einen Traktor gehört.)



Hier ein Schulbus, wie sich unschwer an den grünen Schuluniformen erkennen lässt.




Und wieso sollte man nicht auch als Familie zusammen fahren?





Dieses Bild hier stammt von der Seite eines Nigerianers, der hier sehr anschaulich über die nigerianische Sicht der Dinge berichtet hat.


Wen sollte ein solcher Anblick auch schon stören?

Kennt ihr das Rätsel mit dem Bootsfahrer, der einen Wolf, ein Schaf und einen Kohlkopf auf die andere Flussseite transportieren möchte?

Ich bin mir nicht sicher, ob man dieses Rätsel einem Nigerianer stellen könnte, denn es setzt voraus, dass man die drei Sachen nicht gleichzeitig transportieren kann, und ihm das zu erklären dürfte schwierig sein.

"God will do it" lautet hier das durchgehend befolgte Motto: Solange Gott will, dass ich keinen Unfall habe, werde ich auch keinen haben.

Wenn Gott nicht möchte, dass mein Auto auseinanderfällt, brauch ich es auch nicht zu reparieren.

Letztens waren wir im "Blue Elephant", einem Resturant nah beim Büro, und haben die Dachkonstruktion der Terasse bewundert - besser gesagt uns gewundert, dass sie hält.
EIn Arbeitskollege meinte daraufhin, dass die Nigerianer sich wahrscheinlich sagen, dass Gott schon dafür sorgt, dass es nicht zusammenbricht.
Antwort Papa: "Also wenn ich Gott wäre, dann würde ich überhaupt nicht wollen, dass das hält!!" :)

Dass man nicht an Gott glauben könnte ist übrigens auch völlig unvorstellbar, wie ich gestern am eigenen Leib erfahren habe - man versucht mich jetzt zum Christentum zu überreden (Ihr kennt den Unterschied zwischen überzeugen ud überreden? Jaa, in diesem Fall muss es überreden heußen...)
Ich habe schon überlegt, ob ich einfach sage ich hätte heut Nacht eine Erleuchtung gehabt und bin jetzt gläubig, aber davon hat Papa mir abgeraten: Dann müsste ich wahrscheinlich mit zur Kirche.
Die feiern sie übrigens jeden Freitag die ganze Nacht durch - so lautstark wie bei uns Disco.

Und ab und zu kann man am Wochenende morgens früh, wenn man garantiert noch schlafen möchte (und zwar auch normale Leute, nicht nur ich!) einem Priester zuhören, der mit Lautsprecher durch die Straßen läuft und "die gute Botschaft" verkündet...

Dienstag, 16. Dezember 2008

Final Countdown

Bada baa baaaa, bada da da daaa...
Bewundert meinen Countdown!

Wir fahren gleich zum Schneider, und ich hab mich noch immer nicht entschieden:
Kurz oder lang???
Was für Ärmel?
Mit Rüschen?

Und: soll ich noch meine Haare flechten lassen?

Jede Entscheidung ist ein Massenmord an Möglichkeiten, jaja...

Helft mir!!

Montag, 15. Dezember 2008

Calabar


Dieses Wochenende haben wir einen Ausflug nach Kuslik nach Calabar gemacht, einer recht schönen Stadt im Osten von Nigeria, in der auch viele Nigerianer Urlaub machen.


Auf der Fahrt dorthin haben wir überrascht festgestellt, dass es eine noch hässlichere Stadt als Port Harcourt gibt: Aba.

Stellt euch allen Müll vor, der in ganz Nigeria - nein, ganz Afrika - hergestellt wird, kippt den auf einen Haufen und fahrt ein paar Mal mit einer Walze drüber, um ein paar Straßen zu machen.
Willkommen in Aba!


Mit diesem Eindruck im Kopf nach Calabar zu kommen ist wirklich eine krasse Umstellung:

Beinahe saubere Straßen mit Mülleimern, die scheinbar wirklich benutzt werden, und mit Markierungen, die wirklich befolgt werden, Gehwege, auf denen man gehen kann und sogar Randbegrünung.


Unglaublich!


Da gibt es Zebrastreifen und bunt gestaltete Verkehrskreisel, und die Okada- (Motorradtaxis) fahrer und ihre Fahrgäste trage fast alle sogar Helme!!


Warum kann es nicht in Port Harcourt so aussehen?


Ich meine, ich habe ja schon am Azumini River gesehen, dass Nigeria ein Paradies sein kann - aber bisher hatte ich den Eindruck, das wäre es nur dort, wo es noch fast unberührt ist.
Aber Calabar beweist, dass es auch dort hübsch aussehen kann wo Leute wohnen.

Wie können die Menschen dann wie hier in Port Harcourt und erst Aba leben, wenn sie Calabar kennen?


Selbst das Hotel in dem wir waren war hübsch angelegt, sauber und hat trotzdem keine völlig horrenden Preise verlangt.

Zum Vergleich: Für ein Hotel dieser Ordnung zahlt man in Port Harcourt für ein Doppelzimmer pro Nacht ungefähr 45 000 Naira – ungefähr 300 Euro!!!

In dem Hotel in Calabar haben wir 13 000 Naira bezahlt – ungefähr 80 Euro.

Kleiner Unterschied, hm?!


Dass man immer noch in Nigeria ist, merkt man allerdings auch in Calabar noch:
Wen
n man zum Beispiel die Suppe nach dem Hauptgericht bekommt statt vorher, wenn man weder Weißwein noch Wasser kaltgestellt bekommt, wenn man dem Kellner erst erklären muss, wie seine Kaffeemaschine funktioniert und so weiter…


Nach der langen Fahrt haben wir am Samstag im "Marina Resort" erstmal etwas gegessen und getrunken und haben uns dort danach den leider völlig verdreckten „Strand“ angeschaut. Natürlich wurden wir sofort angesprochen, ob wir nicht eine Bootsfahrt machen (für umgerechnet 100 € für 1 ½ Stunden…) oder herum geführt werden wollen.

Einen scheinbar zu dem Compound zu gehörenden "Guide" sind wir gar nicht mehr los geworden und als wir in eine kleine Austellung über Sklaverei gegangen sind, hat er sich ganz dreist selbst eingeladen und hat auch keine Anstalten gemacht, den Eintritt selbst zu bezahlen.

Erst als mein Vater sich dann "wunderte", warum er zu wenig Wechselgeld zurück bekommen hat, hat er so lange auf den Museumstypen eingeredet bis er ihn davon überzeugt hatte, dass er keinen Eintritt zahlen müsse.

Eigentlich hatte er sich allerdings vorgestellt, dass wir den für ihn mit bezahlen...

Wie dreist!


Aber wenigstens hat er es dann geschnallt und ist sogar ohne nochmal nach einem Trinkgeld zu fragen (!) gegangen, als wir uns verabschiedet haben – wir hatten schon damit gerechnet, dass er einfach mit ins Auto steigt…


Danach waren wir noch in einem anderen Museum im alten Gouverneursbüro, das sogar recht gut ausgestattet war, und danach haben wir uns ein Rehabilitationscenter für bedrohte Affenarten angeschaut.

Sehr interessant!!


Am Abend waren wir noch in dem unglaublicherweise sauberen (!) Pool schwimmen.

Der war eindeutig von nigerianischen Händen installiert: Unter der Treppe sollte ein hübscher Wasservorhang sein – aber leider war nicht genug Druck auf der einen durchgehenden Leitung, und so kam nur aus den ersten vier Düsen ein Wasserstrahl…


Später wollten wir – weil man das in Port Harcourt nicht machen kann – ein bisschen über den Markt schlendern. Und kaum waren wir aus dem Auto ausgestiegen, hatte jeder von uns drei Kinder an jeder Hand, deren beste Freunde wir plötzlich waren...

Was ist das eigentlich für eine Kultur, in der schon die kleinen Kinder Dollarzeichen in den Augen bekommen sobald sie einen Weißen sehen??

Kaputtes Land…


Außerdem haben wir auf einer Straßenüberführung erkannt, warum auf den Straßen kaum bis gar kein Müll herumlag: Der war auf den Dächern der Häuser verteilt…

Hübsch, nicht wahr?


Nachdem ich dann in meiner grenzenlosen Weisheit noch gegen eine Metallniete gelaufen bin, die ein Stück aus dem Boden geragt hat, und nach der vier Stunden langen Rückfahrt hatte ich dann – obwohl es eigentlich ein ganz schönes Wochenende war – die Nase gestrichen voll.


Ja, mittlerweile habe ich angefangen, die Tage zu zählen.

„J’ai la hâte de retourner“ würden die Franzosen sagen – ich hab Heimweh...


Ich will mal wieder auf einer geraden Straße ohne Riesen-Schlaglöcher, Speedbumps und umgekippter Lastwagen in einem geregelten Verkehr ohne ständiges Hupen und unnötige Staus fahren.


Ich will mal wieder durch die Innenstadt laufen und einkaufen, ohne dabei als Geldspeicher auf zwei Beinen betrachtet zu werden.


Ich will mal wieder mit meiner Katze auf dem Schoß eine heiße Schokolade trinken und Lakritze und Lebkuchen essen während es draußen richtig ungemütlich und kalt ist.


Und: Ich will mal wieder fest und erholsam schlafen – und das ohne Ohropax!


Außerdem vermiss ich meine Mama und meine Schwester und meinen Fuchs und auch alle anderen.


Dafür nehm ich sogar die Ohrenkneifer hin, die es hier nicht gibt – und das will was heißen, oder?

Freitag, 12. Dezember 2008

Shopping Nigeria...

Ich bin seit gerade eben stolze Besitzerin dieses Stoffes, aus dem ich mir jetzt ein traditionelles Nigerianisches Kleid schneidern lassen werde!

Ich war gerade mit meinem Papa und einer Arbeitskollegin in der Stadt in einem Stoffgeschäft.
Da hat sie dann Stoffe ausgesucht und zu uns ins Auto gebracht, damit der Preis nicht zufällig beim Anblick von Oyibos auf das dreifache steigt.

Für Papa haben wir auch Stoff gekauft, für einen "1500" - das ist so ein traditioneller Anzug mit einem weiten Überwurf, den mann hier zu festlichen Anlässen trägt.

Montag kommt dann der Schneider und nimmt Maß.

Ich bin wirklich gespannt!!

Übrigens war sowohl die Fahrt hin als auch zurück - dreimal dürft ihr raten - eine halbe Odyssee:

STAU!

Der Verkehr hier ist einfahc unberechenbar! Manchmal kommt man in 10 Minuten von uns zum Büro, und manchmal muss man an demselben Wochentag zur selben Zeit 2 Stunden im Stau stehen! Unpredictable...

Nicht selten ist daran ein stehengebliebener oder sogar umgekippter Lastwagen schuld, der dann erstmal mitten auf der Kreuzung steht.
Und weil hier keiner dem anderen gönnt, vor zu fahren, blockieren sich die Leute selbst bis gar kein Durchkommen mehr ist.
Dann kommen 2 - 5 Polizisten, die versuchen den Verkehr zu regeln - sich aber leider nicht absprechen und dementsprechend effektiv arbeiten.

Papas Arbeitskollege war schlau und hat sich für solche Anlässe einen dicken Wälzer ins Auto gelegt.
Den braucht man hier eben nicht nur auf weiten Strecken: die Fahrt wird schon ganz von allein lang genug...

Montag, 8. Dezember 2008

Von Krokodilen und Mücken

Und schon wieder ein Feiertag im Büro (was ist bloß los mit mir? :) )

Und schon wieder ein Advent am Strand - diesmal mit einer exotischen Überraschung:

Ich hab ein Krokodil gesehen!
Und zwar nicht (wie langweilig!) im Zoo hinter Gittern, sondern ein richtig wildes, das ich theoretisch anfassen könnte und das mich theoretisch auffressen könnte!!!

Thoretisch...

Praktisch war es nur einen knappen Meter lang und gefesselt, und ich hab mich nicht getraut es anzufassen.

Da waren die Mücken, die mich am Samstag abend maltraitiert haben, schon gefährlicher... Mistviecher!!

Da waren wir nachmittags im Shell Camp schwimmen und danach noch ein bisschen Rad fahren, und natürlich hatte ich nicht daran gedacht, mich mit Mückenschutz einzucremen, und natürlich hatte ich eine kurze Hose an und natürlich fanden das sämtliche Mücken in Port Harcourt sehr anziehend.

Das resultierte dann in gefühlt 327 Mückenstichen - allein an den Beinen!

Ich glaube, die Mücken haben sich mit den Ohrenkneifern verschworen.

Da muss ich mal meine Gremlins drauf ansetzen...

Freitag, 5. Dezember 2008

Public Holidays von Freitag bis Dienstag

Heute ist sowas wie ein gesetzlicher Feiertag in Nigeria, weil Carneval gefeiert wird.
Und weil Montag und Dienstag irgendwelche Muslimischen Feiertage sind, sind die auch gleich welche.
Das wird hier immer spontan einen Tag vorher beschlossen.
Und zwar werden (dank Multikultur) meist sowohl christliche als auch muslimische Feiertage gern genommen - und wenn ein Feiertag zufällig auf einen Sonntag fällt, dann wird er auf Montag verschoben, damit man auch ja einen Tag zusätzlich frei hat.

Aber freut euch alle für mich: Wir sind natürlich trotzdem im Büro.
Und da in Port Harcourt die Hauptstraße wegen des Festivals gesperrt wurde, werden wir hier auch erst spät wieder weg kommen...

Also: Ich bin für jede Ablenkung zu haben!!!

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Poseidons Rache

Tja, Odysseus hat sich ja noch nie mit Poseidon verstanden: Der hat heute eine halbe Sintflut geschickt!

Eigentlich ist die Regenzeit mittlerweile vorbei und die Trockenzeit, Harmattan, hat begonnen.
Aber ab und an gibt es halt doch noch den ein oder anderen "Schauer"...

Auf dem Bild sieht man richtig gut, wie diese riesigen Bindfäden beim Aufkommen spritzen.
In der Regenzeit steht das Wasser manchmal einen halben Meter hoch auf den Straßen, bis es wieder abgeflossen ist.

Ich stand natürlich noch in der Tür als ich das Bild gemacht hab - ich geh da doch nicht raus, bin ich verrückt? :)

Mittlerweile donnert es übrigens nicht unerheblich... Brrr....

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Chapman und andere "Leckereien"

Wie ich überrascht festgestellt hab, erfreut sich dieser Blog ja mittlerweile einer wachsenden Leserschaft - schön, dass ich auf Interesse stoße, da hat man gleich noch mehr Lust zum Schreiben.

Gestern habe ich das erste Mal ein typisch Nigerianisches Essen probiert: Gemüsesuppe.

Vorweg: Nigerianer lieben es sehr sehr scharf. Und zwar so scharf, dass es selbst meinem Vater oft zu scharf ist. Und wer ihn kennt, der weiß, was das heißt!!

Gestern war ich zur Mittagszeit in der Küche des Büros, eigentlich nur, um etwas zu holen.
Aber dort saßen einige der nigerianischen Mitarbeiter und aßen Cassava (auch Manioc genannt, ein Knollengemüse, das vorwiegend in Brasilien, Thailand, Indonesien und Nigeria angebaut wird und vor allem als Beilage, Brei oder Fladen verzehrt wird) mit Vegetable soup - wovon ich auch probieren sollte.
Das essen sie mit den Fingern, formen aus dem Cassava-Brei kleine Kugeln und tunken die dann in die Vegetable Soup.
Ich hab vorsichtshalber möglichst viel Cassava (das eigentlich nach gar nichts schmeckt) und wenig Vegetable soup genommen - und musste trotzdem fast Feuer spucken.

Und bevor ihr fragt, wie es mir geschmeckt hat: mein Vater sagt immer, der nigerianische und der deutsche Geschmack sind miteinander nicht kompatibel - falls ihr versteht, was ich meine! ;)

Da ich mich anstandshalber nicht getraut habe zu fragen, ob ich ein Bild davon machen kann, ist dieses hier aus dem Internet.
Aber das was ich probiert habe, sah in etwa genauso aus. Appetitlich, nicht wahr?

Weitere traditionelle Speisen sind zum Beispiel die auch besonders hübsch anzuschauende Egusi Soup mit Melonen und/oder Kürbis (rechts) und die Pepper Soup, die sogar ganz gut schmecken soll, mir aber höchstwahrscheinlich ein "bisschen" zu scharf wäre.

Etwas gibt es hier allerdings, das mir wirklich sehr sehr gut schmeckt: Chapman.
Das ist ein roter, mit Gurken servierter, etwas bitterer Cocktail, der wohl aus Nigeria kommt und den man woanders auch nicht bekommt.
Soweit ich weiß ist da Fanta, Sprite, Johannesbeersaft oder -likör und Angostura Bitters drin, und wenn man will kann man das mit Campari trinken.
Echt lecker!

Mein Vater trinkt natürlich lieber Bier - wovon man hier übrigens auch deutsches bekommt: In Port Harcourt gibt es die Grand Brewery, die von Deutschen betrieben wird, und und das Bier soll nach "Experten"-Meinung (Ich selbst hab da ja wenig Ahnung von!) auch wirklich gut schmecken.
Ansonsten gibt es hier die nigerianische Heinekentochter Star und sowas wie Gulder etc. Becks bekommt man hier auch, aber das soll geschmacklich nicht viel mit dem zu tun haben, das man aus Deutschland kennt...

Dienstag, 2. Dezember 2008

Rolladen Struwe in Ritterhude

Ob der Rolladenladen Struwe in Ritterhude wohl weiß, dass einer seiner Firmen- wagen es bis Nigeria geschafft hat?!
Schade, dass ich im Internet keine eMail- adresse oder Homepage von Struwe finde.
Man achte auch auf die Anzahl der Leute, die in diesem Bus sitzen - wenn ihr das Bild vergrößert kann man das ganz gut sehen...
Das ist übrigens keine wirkliche Seltenheit, dass hier ehemalige deutsche Firmenwagen noch mit Aufschrift und allem drum und dran herum fahren. Stört ja nicht weiter...

Heute ist einer von Papas Kollegen zu seiner Familie nach Hause gefahren, und da gestern die Bewerbungsfrist für die HAW Hamburg angefangen hat, habe ich die Gelegenheit genutzt und ihm meine Bewerbung mitgegeben.
Eigentlich war ich versucht, vor die Unterschrift "Port Harcourt, den 02.12.2008" hinzuschreiben. :)
Ich möchte mal wissen, ob noch eine Bewerbung von so weit weg an der HAW eingeht.
Naja, drauf stehen tut es dann ja leider nicht, weil sie ja erst in Hamburg den Postweg nimmt, von hier aus trau ich mich doch nicht ganz, sie zu schicken.
Der Brief hat jetzt jedenfalls schonmal ganz schön was von der Welt gesehen bevor er in Hamburg ankommt.
Das sollte Glück bringen, oder?
Aber wünscht mir am Besten trotzdem noch ein bisschen dazu....

Montag, 1. Dezember 2008

Advent, Advent,...

Na, wie war euer erster Advent?
Wart ihr schon auf einem Weihnachtsmarkt?

Oh man, das ist immer noch echt seltsam.
Mein erster erster Advent unter Palmen.
Wir waren natürlich wieder am Strand!
Daran will sich mein Vater übrigens auch beteiligen, und wenn mich dann jemand fragt, was mein Vater macht, dann sag ich er sei "Teilhaber an einem Strand in Afrika".
Hört sich gut an, oder?
Hehe.

Naja, jedenfalls haben wir da gestern eine RIESEN- Schlange gefunden, die leider im Sand vertrocknet ist:

Damit ihr euch ungefähr die Ausmaße dieses Monstrums vorstellen könnt:
Ich hab den Leichnahm für unsere eichwerkischen Schlangenliebhaber in einer leeren Tic-Tac Dose mitgenommen...

Affen haben wir allerdings leider noch keine gesehen, obwohl es da welche geben soll.
Dafür sieht man hier unheimlich viele putzige Eidechsen...

Gestern hatten wir leider Teller vergessen.
Aber das Problem hatten wir recht schnell gelöst:
Man muss sich nur zu helfen wissen!

Mit Messer und Gabel von Blättern essen... Das nenn ich mal 'mixing cultures'! :)

Am Samstag waren wir auf einer Geburtstagsfeier im Shell Camp, wo mich eine der "mitgebrachten" Frauen völlig verwundert angeschaut hat als sie erfahren hat, dass wir nicht im Shell Camp wohnen:
Diejenigen, die da wohnen, dürfen das Camp gar nicht (!) verlassen (außer zum Flughafen und zurück, natürlich mit Eskorte), aus Sicherheitsgründen.

Ist aber bestimmt sehr ärgerlich, wenn man schonmal in einem anderern Land wohnt und dann von diesem Land eigentlich gar nichts sieht, oder?
Wobei man Shell natürlich auch verstehen kann, wenn die das Risiko nicht eingehen wollen.

Mir ist es so trotzdem wesentlich lieber! Und bis jetzt ist mir ja auch nix passiert! ;)

Freitag, 28. November 2008

Schlechte Nachrichten von zu Hause

Verdammt, das hätte ja auch nicht vor einem Monat passieren können, als wir noch kein neues Parkett liegen hatten:

Bei uns zuhaus ist die Heizung ausgelaufen, und das ganze Wohnzimmer stand ein paar Tage lang unter Wasser, bis unsere Nachbarn das zufällig bemerkt haben.
Und das mit dem neuen Parkett war kein Scherz...

Mama ist deshalb schon heute nach Hause geflogen statt wie geplant am Dienstag - das erste Mal, dass Papa sie zum Flughafen gebracht hat und nicht andersherum.

Arme Mama: Jetzt fliegt sie allein in die Kälte, um dort einen Wasserschaden im Wohnzimmer vorzufinden.

Aber wie meine Mama ist hat sie meinem Papa und mir noch Advendskalender aufgehängt bevor sie gefahren ist.
Dankeschön, Mama! Und schau zuhause mal auf dein Bett! :)

Man, Advent. Das passt für mich gerade gar nicht. Weihnachten verbinde ich seit ich denken kann mit KALT.
Gestern waren wir im Intels Camp (ungefähr so wie das Shell Camp, nur nicht von Shell) und ich bin überhaupt nicht mit den Leuchtweihnachtsschmuck klargekommen, der dort neben den Palmen hängt. Total seltsam...

Naja, für euch klingt das wahrscheinlich alles normal, oder?
Ihr geht doch am Wochenende bestimmt fast alle auf einen Weihnachtsmarkt, oder? Dann esst bitte ein paar Schmalzkuchen für mich mit.

Ich bräune mich solange am Strand... :)

Verkehrte Welt!!

Donnerstag, 27. November 2008

Watch your step(s)!

Heute zeig ich euch mal ein paar Dinge aus unserem Haus, das Papa ursprünglich mit seinem Arbeitskollegen zusammen gemietet hat.
Das ist ziemlich groß und muss den Nigerianer, der es sich bauen lassen hat, eine ganze Menge Geld gekostet haben.
Aber Sachen wie diese hier scheinen ihn trotzdem nicht weiter interessiert zu haben:


Hier hat man die Armaturen vor den Fliesen angebracht, das wird hier eben so gemacht. Nur dieses Mal waren die Wasserhähne so nah an der Wand, dass man sie nachdem die Fliesen angebracht wurden nicht mehr drehen konnte. Naheliegendste Lösung: Die Fliesen dahinter wegschlagen. Das stört auch nicht weiter...


Und das hier ist die Treppe ins Erdgeschoss. Die gerade Linie, die ich darein gezeichnet habe, ist übrigens wirklich schnurgerade. Ich weiß, dass das auf dem Bild nicht so herauskommt, wie es eigentlich ist, aber vielleicht erkennt man trotzdem, dass die Stufen kreuz und quer und alle verschieden hoch sind. So wie bei jeder anderen Treppe übrigens auch...

Und das sind übrigens bei weitem nicht die einzigen Auffälligkeiten. Da wäre zum Beispiel die sicherlich teure Stuckdecke, die sich der Eigentümer geleistet hat: Die Unregelmäßigen Dellen darin aber scheinen weder den Stuccateur (wird das so geschrieben?) noch den Besitzer gestört zu haben...


Und bevor ihr das denkt: Nein, das sind keine provisorischen Lösungen und das hätte auch nicht eigentlich noch behoben werden sollen. Das Haus ist so fertig wie es ist...




Ach übrigens: Ich hab die Kommentarfunktion geändert. Jetzt kann jeder welche schreiben, auch anonym: Ihr habt als gar keine Ausrede mehr! ;)

Dienstag, 25. November 2008

N-Faktor: Das Unfassbare!

Mir ist in den letzten zwei Tagen immer wieder aufgefallen, wie sehr ich den Wahrheitsgehalt von dem, was mein Vater mir im Vorfeld über Nigeria erzählt hatte, unterschätzt habe.

Ich dachte immer, er übertreibt einfach, aber ich habe festgestellt, dass man es einfach jemandem, der es nicht erlebt hat, nicht deutlich machen kann.

Die Leute hier haben einfach eine völlig andere Denkweise und ein ganz anderes Bewusstsein der Dinge.

Zum Beispiel was Gefahren angeht - die erkennen sie einfach nicht. Es gibt eine Menge Sicherheitsanweisungen, die sie aber aus Unverständnis im völlig falschen Moment strikt anwenden und - wenn sie wirklich wichtig wären - vernachlässigen.

Zum Beispiel müssen Behälter und Apparate mit Stickstoff gespült werden, bevor sie mit entzündlichen Gasen befüllt werden. Die Stickstoffflaschen sind grau.
Sauerstoffflaschen dagegen sind rot. Wenn allerdings grad mal keine Sauerstoffflaschen vorhanden sind, wird allerdings hier auch nicht gezögert, den Sauerstoff ausnahmsweise mal in eine graue Flasche zu füllen.

Was dazu führt, dass das Ganze unwissendlich mit Sauerstoff statt mit Stickstoff gespült wird und einem bei einem kleinen Funken um die Ohren fliegen kann.
Aber wer hätte das im Voraus ahnen sollen? ...

Ich bin mir nicht sicher, wie ich das am bestem deutlich machen kann, weil es eben völlig unbegreifbar ist, wenn man es nicht selbst kennengelernt hat.

Der Sicherheitsangetellte meines Vaters hat, als wir noch in Deutschland waren, eine Schießerei mitbekommen. Und dabei hat es auch Tote gegeben.

Irgendwie, niemand weiß aus welchem Grund - er kann es auch selbst nicht erklären - ist er nach der Schiesserei zu den Leichen gegangen und hat sie mit seinem Handy fotografiert.

Und als er gerade dabei war, kam die Polizei - und nahm ihn natürlich fest.

Dazu muss man sagen, dass allgemein bekannt ist, dass die Polizei oft nicht besser ist als die Leute, die sie festnimmt, und dass sie allgemein kurzen Prozess macht.

Also haben sie eine recht hohe Kaution für die Freilassung verlangt, und wenn diese Kaution nicht bezahlt wird, dann werde er erschossen.
Ein Arbeitskollege von Papa hat ihm das Geld dann zukommen lassen und er wurde freigelassen. Die drei anderen, die sie mit ihm gefangen genommen hatten, sind jetzt tot.

Ich kann das selbst kaum fassen - weder die Vorgehensweise der "Polizei", noch die Dummheit die ihn dazu verleitet hat, diese dämlichen Fotos zu machen.
Ich meine, es ist ja nicht so als hätte er nicht schon sein ganzes Leben hier gelebt und wüsste nicht um die Vorgehensweisen der Polizei!
Er wäre fast erschossen worden! Wegen ein paar Fotos!! Einfach "so", weil er da war!!!
Und die anderen WURDEN erschossen!!! Weil sie kein Geld hatten!!

UNFASSBAR, oder?!

Korrupt bis ins Mark.
Und dazu kommt noch eine vehemente Kurzsichtigkeit.

Ich würde jetzt gern wie bei X-Faktor sagen, dass das alles nur erfunden ist... aber leider ist es die Wirklichkeit.

Montag, 24. November 2008

Wie in einer Traumurlaubsbroschüre!!


Ich hasse Montagmorgende.
Erst Recht, wenn das Wochenende so beeindruckend war!!

Samstag waren wir einkaufen im nahe gelegenen Supermarkt Park and Shop, eine Kette die hier eine relativ kleine Filiale hat. Bis auf, dass die Corn Flakes hier umgerechnet rund 11 € kosten (alles andere hat ungefähr normalen Preis) ist das aber nicht weiter spannend.

Abends haben wir uns dann noch ein wenig zu laute, aber doch recht gute Lifemusik in einer wirklich schönen Bar gehört.

Aber wirklich der Hammer war der Sonntag!!
Zuerst waren wir bei einem Triathlon im Shell Camp, bei dem Papa mitgemacht hat, und danach sind wir zu dem Strand gefahren, den sich ein Kollege von ihm zusammen mit ein paar Freunden gemietet hat.

Der Strand liegt am Azumini, einem recht großen Fluss, und ist auch nur über diesen zu erreichen.
Wir wurden also mit einem Boot den Fluss hinauf gestakt bis zum künstlich aufgeschütteten Strand. Eigentlich ist die Strömung sehr stark, aber weil der Strand in einer kleinen Bucht liegt, konnte man ganz gut in dem unglaublich klaren Wasser ein wenig rumplantschen.
Wir sind dann ein bisschen geschwommen, haben ein Picknick mitgehabt und wurden ein paar Stunden später von dem Boot wieder abgeholt. Aber diesmal waren nur unsere Sachen an Bord und wir haben uns die 2 oder 3 km bis zum Bootsanleger mit der Strömung mittreiben lassen.
Die ist so stark, dass man, wenn man in der Mitte des Flusses ist, unmöglich gegen den Strom schwimmen kann. Wenn man sich richtig anstrengt, kann man vielleicht auf der Stelle schwimmen!!

Ich habe leider nur Bilder vom Strand aus, denn im Wasser konnte ich leider keine machen.
Aber falls ihr davon Bilder haben möchtet, dann stellt euch einfach diese wunderschönen Fotos aus den Reisebroschüren vor, bei denen man immer denkt "So siehts da niemals wirklich aus!" - denn genauso so sieht es dort wirklich aus!

Ich glaube, das war eins der schönsten Dinge, die ich je gemacht habe...

Donnerstag, 20. November 2008

Zwei Welten treffen sich...

Es ist immer wieder erstaunlich, wie anstrengend es ist, längere Zeit eine Fremdsprache zu sprechen. Das ist mir schon in Frankreich aufgefallen, und auch gestern abend bin ich um neun Uhr hundemüde ins Bett gefallen. Die ganze Zeit englisch zu sprechen und sich darauf zu konzentrieren um es zu verstehen (zudem sprechen die Nigerianer auch mit einem recht starken Akzent) macht unwahrscheinlich müde.

Dazu kommt noch die Wärme und die Luftfeuchtigkeit, an die ich gar nicht gewöhnt bin. Wahrscheinlich ist das schon in einer Woche oder so besser.

Wir waren gestern bei einem Freund von Papa eingeladen, zur Abschiedsfeier für ein junges Paar, das hier bald weggeht. Die wohnen alle im Shell Camp, weil sie direkt bei Shell angestellt sind, und es ist unglaublich, was das für einen Unterschied macht.

Wenn man durch die Straßen (sofern man sie so nennen kann) von Port Harcourt fährt, kann man kaum fassen wie die Leute hier leben.
Überall ist Müll und Dreck, die Dächer der Hütten, wenn sie überhaupt welche haben, sind provisorisch ausgebessert, die meisten Häuser sind verlottert.Die Autos sind zerkratzt, zerbeult und bei einigen wundert man sich, dass sie nicht auf der Stelle in tausend Stücke fallen - und so wie sie fahren, müssten sie noch schlimmer aussehen.

In den Straßen, die vor ungefähr zwei Jahren neu gemacht wurden, sind so tiefe Schlaglöcher, dass man mit dem Auto fast anhalten muss um darüber fahren zu koennen.



(um die Bilder zu vergrößern einfach anklicken)

Das sind Bilder, die Papa mal gemacht hat, leider klappt das mit meinen eigenen Bildern noch nicht. Aber ungefähr so und schlimmer könnt ihr es euch vorstellen.

Also ueber solche Strassen faehrt man dann auf dem Weg zum Shell Camp. Dort muss man einen Pass vorzeigen, weil da nicht jeder rein darf. Und dort wohnen die Experts ungefaehr so:


Ein Paradies!

Es ist unfassbar, dass das beides nebeneinander liegt und man nicht beim Tor durch einen magischen Teleporter in eine ganz andere Welt gelangt.

Nachdem wir uns gestern abend verabschiedet hatten und nach haus gefahren sind, hat Papa kurz mit einem Verkaufer gegenuber von seinem Haus geredet. Als er sich dann verabschiedet hat, entgegnete der kleine Junge des Verkäufers ganz höflich "Good night, white man!" - normalerweise wird "Oyibo" gesagt, was angeblich "Mann ohne Haut" bedeutet...

Mittwoch, 19. November 2008

Bis hierhin

Unglaublich: Ich bin wirklich in Nigeria angekommen...

Wer jetzt glaubt, damit beginnt meine Reise, irrt sich gewaltig. Ich habe schon eine halbe Odyssee hinter mir.

Zuerst brauchte ich ein Visum. Wie man das bekommt, wusste ich auch nicht.
Gut, dass die Nigerianische Botschaft eine so informative Internetseite hat – weitergeholfen hat sie mir aber nicht. Schade...
Glücklicherweise konnte mein Vater mir die Nummer von der Dame geben, die sich um die Visa für ihn gekümmert hat und die mir helfen konnte: Erst den Online- Fragebogen ausfüllen, per Kreditkarte bezahlen und dann – da kommt man nicht drum ’rum - mit ungefähr Fünfundzwanzigtausend Unterlagen nach Berlin fahren, um das Visum abzuholen.

Nach einigen Versuchen hatte ich den Server der Nigerianischen Botschaft auch so weit, dass ich die 48 Dollar bezahlen konnte, sodass ich dann auch einen Interview-Termin 3 Tage später bekam, an dem ich nach Berlin kommen sollte.
Allerdings brauchte meine Mama ja auch ein Visum – und da hat sich der Server aber endgültig geweigert. Entweder war die Seite für die Visa gar nicht aufrufbar, oder – wenn man dann endlich mal auf der Seite war und den dreiseitigen Fragebogen endlich ausgefüllt hatte – gab es eine Fehlermeldung.
Als ich es endlich geschafft hatte konnte die Bezahlung nicht bestätigt werden – obwohl das Geld schon vom Konto abgebucht war.
Weder Google noch die Seite der Botschaft konnte mir erklären wieso, aber solange die Zahlung nicht bestätigt wurde, gibt es auch keinen Interview-Termin
Aber wieso sollten wir je einzeln nach Berlin fahren?
Also habe ich versucht, jemanden zu erreichen, der mir einen Termin für meine Mama und mich zusammen gibt – und erkannte, welch fleißige Workaholics deutsche Beamte sind...

Unter der Telefonnummer für Visa-Angelegenheiten konnte ich gar niemanden erreichen und die Dame, die unter der allgemeinen Nummer abnahm, erklärte mir mit vollem Mund, dass sie mir nicht helfen könne, da sie dafür ja nicht zuständig sei.
Grandios.
Aber sie konnte mir eine Nummer für Visa-Angelegenheiten nennen, die auf der Internetseite sinnvollerweise nicht zu finden war und unter der mir jemand sagen konnte, dass ich ruhig erst zu Mamas Termin mitkommen kann.
Als ich ihn dann aber fragen wollte, warum die Zahlung meine Mutter nicht bestätigt wurde, verstand er mich falsch und wiederholte ‚etwas deutlicher’ „I
-SAID-YOU-CAN-COME-WITH-YOUR-MOTHER!!!“ sodass ich mich nicht mehr traute, ein weiteres Wort darüber zu verlieren.
Nach einigen Tagen des Hoffens und Grübelns bekamen wir wie durch ein Wunder doch noch eine Zahlungsbestätigung und einen neuen Interview-Termin am Freitag, den 1. November.

Bei einem Anruf in der Botschaft (der wieder mehrere Versuche kostete, versteht sich) um zu fragen, zu welcher Zeit wir an diesem Tag kommen sollten, erfuhren wir, dass die Botschaft am Freitag, den 1. November – an dem man uns einen Termin gegeben hatte – geschlossen hatte. Wie praktisch.
Wir mussten am Montag nach Berlin.

In der Botschaft bekam ich zu spüren, wie man sich zu DDR-Zeiten an den Grenzen gefühlt haben muss… Dagegen sind Flughäfen gar nichts.

Nachdem wir also einzeln (!!) eingetreten waren und Feuerzeuge, Mobiltelefone und ähnliches an der Rezeption abgegeben hatten, wurden wir weiter geschickt in den Warteraum.
Und zwar direkt: Völlig undenkbar meine Mama, die als erste gefilzt wurde, bei der Rezeption auf uns warten zu lassen.
Und wer käme auch nur auf den Gedanken, sich auf die weichen Sofas im Eingangsbereich zu setzen?! Wie konnten wir nur…

Im Warteraum gab es zwei Uhren: eine für die Zeit in Nigeria und eine, die die deutsche Zeit anzeigt – was eigentlich nur in Ländern Sinn macht, in denen es eine Zeitverschiebung gibt – was bei Deutschland und Nigeria nicht der Fall ist.

Aber interessanterweise zeigten die beiden Uhren trotzdem nicht dasselbe: Die deutsche Uhr zeigte 10:35, die nigerianische war bei 08:45 stehen geblieben.
Wie mein Vater vermutete stand diese Uhr wahrscheinlich schon sein einem Vierteljahr. Und es würde mich nicht wundern, wenn sie immer noch steht.

Rechts neben dem Schalter hing ein silberner Kasten an der Wand, an dem man auswählen konnte, weshalb man wartete (z.B. Visum, Reisepässe oder ähnliches) und auf Knopfdruck eine passende Nummer ziehen konnte.
Er war kaputt.

Und der Fernseher, auf dem eigentlich ein Film über den Botschafter Nigerias laufen sollte?
Dreimal dürft ihr raten...

Als wir an der Reihe waren, wurde eine Kopie von Papas GreenCard gefordert. Nicht, dass man diese Information auch auf die Internetseite hätte stellen können…
Und glaubt ja nicht, dass es in der Botschaft einen funktionierenden Kopierer gäbe!
Dafür einen Copyshop in der Nähe.

Als dann alle Unterlagen vollständig waren, wurde gesagt man würde uns die Pässe mit Visum in den nächsten 72 Stunden zusenden.
Es waren lange drei Tage, die sich noch länger anfühlten. Aber wir haben sie unerwarteterweise rechtzeitig zurück bekommen.

Die Flüge waren natürlich schon gebucht: Mit der Air France nach Paris und von dort nach Port Harcourt.
Aber die Piloten der Air France haben ja beschlossen, den demographischen Wandel der Zeit zu ignorieren und es völlig inakzeptabel zu halten, bis ins hohe Alter von 65 Jahren zu arbeiten. Also streiken sie.
Mitten in der Nacht von Sonntag auf Montag kam deshalb eine etwas seltsame SMS: Unser Flug nach Paris um 7:00 verzögere sich um eine Stunde.
Was dann allerdings mit dem Anschlussflug passieren würde, den wir eine Stunde später nicht mehr nehmen könnten, blieb aber fraglich, und es war auch nicht möglich, darüber Näheres zu erfahren.
Also mussten wir uns wohl oder übel in Ungewissheit morgens um 5:30 nach Hamburg begeben.
Doch wir hatten Glück: Wir konnten auf einen Flug der Lufthansa nach Paris umgebucht werden und waren so nach einem stressigen Hin- und Hergerenne noch rechtzeitig beim Boarding für den Flug nach Nigeria – der dann gestrichen wurde.

Also entweder eine Nacht im Marriotthotel in Paris und der Flug nach Port Harcourt am nächsten Tag oder aber Umbuchung auf den Flug an diesem Tag nach Lagos, eine andere nigerianische Stadt, in der wir dann auch in einem Hotel übernachten müssten, weil wir erst spät abends angekommen wären.
Für Papa, der sowohl den Standart der europäischen Hotels als auch den der nigerianischen kennt, gab es da kein langes Überlegen.

Also ein Tag Paris – wir haben das beste draus gemacht: Ein kleiner Ausflug nach Montmartre, zur Sacré Coeur.
Das war ein ganz schöner, wenn auch kühler Abend, denn wir hatten ja für das warme Afrika gepackt.

Beim Flug am nächsten Tag ging zur Abwechslung mal alles glatt, auβer dass ich mir – geschickt wie ich bekannterweise bin – mein halbvolles Glas über den Schoβ kippen musste. J

Als ich aus der Maschine herauskam habe ich mich geistesabwesend im ersten Moment gefragt, wieso das Flugzeug auβen so viel Wärme abstrahlt – bis mir bewusst wurde, dass die Luft einfach so warm ist. Daran habe ich mich noch immer nicht ganz gewöhnt – obwohl ich mir dessen ja schon vorher bewusst war. Es ist trotzdem einfach seltsam.

Die Fahrt vom Flughafen zu Papas Haus war wieder ein Abenteuer: Wo es in anderen Ländern Verkehrsregeln und -zeichen gibt, wird es in Nigeria gehupt, angeblinkt und gerufen.
Zwei Zentimeter Platz zum Vordermann reichen ja auch.

Und ist es nicht völlig logisch: Wenn man links fahren will, blinkt man links.
Wenn man rechts fahren will, blinkt man rechts.
Und wenn man geradeaus fahren möchte, blinkt man auf beiden Seiten: Also die Warnblinkanlage an – klar!

Papas Haus ist eigentlich ganz schön, aber darüber werden ich wann anders mal ausführlicher schreiben.
Ich habe ein eigenes Bad bei meinem Zimmer, aber duschen musste ich gestern trotzdem bei Papa, weil leider kein Wasser kam. Da muss nochmal ein Klemptner her.

Später hatte ich dann noch eine reizende Begegnung mit einer toten Kakerlake in meinem Bett... brr...
Diese Biester sind wirklich RIESIG!!!
Aber mein Papa hat mich ‚gerettet’ und ich konnte doch noch einschlafen.

Jetzt sitze ich im Impac Büro, und warte auf Arbeit.
Mittlerweile habe schon (fast) alle kennengelernt ... und die Namen wieder vergessen.

Das reicht wohl erstmal für den Anfang, und falls überhaupt jemand bis hierhin gelesen hat: Die nächsten Einträge werden wahrscheinlich kürzer sein. Oder mal sehen.

Bis dann.