Montag, 15. Dezember 2008

Calabar


Dieses Wochenende haben wir einen Ausflug nach Kuslik nach Calabar gemacht, einer recht schönen Stadt im Osten von Nigeria, in der auch viele Nigerianer Urlaub machen.


Auf der Fahrt dorthin haben wir überrascht festgestellt, dass es eine noch hässlichere Stadt als Port Harcourt gibt: Aba.

Stellt euch allen Müll vor, der in ganz Nigeria - nein, ganz Afrika - hergestellt wird, kippt den auf einen Haufen und fahrt ein paar Mal mit einer Walze drüber, um ein paar Straßen zu machen.
Willkommen in Aba!


Mit diesem Eindruck im Kopf nach Calabar zu kommen ist wirklich eine krasse Umstellung:

Beinahe saubere Straßen mit Mülleimern, die scheinbar wirklich benutzt werden, und mit Markierungen, die wirklich befolgt werden, Gehwege, auf denen man gehen kann und sogar Randbegrünung.


Unglaublich!


Da gibt es Zebrastreifen und bunt gestaltete Verkehrskreisel, und die Okada- (Motorradtaxis) fahrer und ihre Fahrgäste trage fast alle sogar Helme!!


Warum kann es nicht in Port Harcourt so aussehen?


Ich meine, ich habe ja schon am Azumini River gesehen, dass Nigeria ein Paradies sein kann - aber bisher hatte ich den Eindruck, das wäre es nur dort, wo es noch fast unberührt ist.
Aber Calabar beweist, dass es auch dort hübsch aussehen kann wo Leute wohnen.

Wie können die Menschen dann wie hier in Port Harcourt und erst Aba leben, wenn sie Calabar kennen?


Selbst das Hotel in dem wir waren war hübsch angelegt, sauber und hat trotzdem keine völlig horrenden Preise verlangt.

Zum Vergleich: Für ein Hotel dieser Ordnung zahlt man in Port Harcourt für ein Doppelzimmer pro Nacht ungefähr 45 000 Naira – ungefähr 300 Euro!!!

In dem Hotel in Calabar haben wir 13 000 Naira bezahlt – ungefähr 80 Euro.

Kleiner Unterschied, hm?!


Dass man immer noch in Nigeria ist, merkt man allerdings auch in Calabar noch:
Wen
n man zum Beispiel die Suppe nach dem Hauptgericht bekommt statt vorher, wenn man weder Weißwein noch Wasser kaltgestellt bekommt, wenn man dem Kellner erst erklären muss, wie seine Kaffeemaschine funktioniert und so weiter…


Nach der langen Fahrt haben wir am Samstag im "Marina Resort" erstmal etwas gegessen und getrunken und haben uns dort danach den leider völlig verdreckten „Strand“ angeschaut. Natürlich wurden wir sofort angesprochen, ob wir nicht eine Bootsfahrt machen (für umgerechnet 100 € für 1 ½ Stunden…) oder herum geführt werden wollen.

Einen scheinbar zu dem Compound zu gehörenden "Guide" sind wir gar nicht mehr los geworden und als wir in eine kleine Austellung über Sklaverei gegangen sind, hat er sich ganz dreist selbst eingeladen und hat auch keine Anstalten gemacht, den Eintritt selbst zu bezahlen.

Erst als mein Vater sich dann "wunderte", warum er zu wenig Wechselgeld zurück bekommen hat, hat er so lange auf den Museumstypen eingeredet bis er ihn davon überzeugt hatte, dass er keinen Eintritt zahlen müsse.

Eigentlich hatte er sich allerdings vorgestellt, dass wir den für ihn mit bezahlen...

Wie dreist!


Aber wenigstens hat er es dann geschnallt und ist sogar ohne nochmal nach einem Trinkgeld zu fragen (!) gegangen, als wir uns verabschiedet haben – wir hatten schon damit gerechnet, dass er einfach mit ins Auto steigt…


Danach waren wir noch in einem anderen Museum im alten Gouverneursbüro, das sogar recht gut ausgestattet war, und danach haben wir uns ein Rehabilitationscenter für bedrohte Affenarten angeschaut.

Sehr interessant!!


Am Abend waren wir noch in dem unglaublicherweise sauberen (!) Pool schwimmen.

Der war eindeutig von nigerianischen Händen installiert: Unter der Treppe sollte ein hübscher Wasservorhang sein – aber leider war nicht genug Druck auf der einen durchgehenden Leitung, und so kam nur aus den ersten vier Düsen ein Wasserstrahl…


Später wollten wir – weil man das in Port Harcourt nicht machen kann – ein bisschen über den Markt schlendern. Und kaum waren wir aus dem Auto ausgestiegen, hatte jeder von uns drei Kinder an jeder Hand, deren beste Freunde wir plötzlich waren...

Was ist das eigentlich für eine Kultur, in der schon die kleinen Kinder Dollarzeichen in den Augen bekommen sobald sie einen Weißen sehen??

Kaputtes Land…


Außerdem haben wir auf einer Straßenüberführung erkannt, warum auf den Straßen kaum bis gar kein Müll herumlag: Der war auf den Dächern der Häuser verteilt…

Hübsch, nicht wahr?


Nachdem ich dann in meiner grenzenlosen Weisheit noch gegen eine Metallniete gelaufen bin, die ein Stück aus dem Boden geragt hat, und nach der vier Stunden langen Rückfahrt hatte ich dann – obwohl es eigentlich ein ganz schönes Wochenende war – die Nase gestrichen voll.


Ja, mittlerweile habe ich angefangen, die Tage zu zählen.

„J’ai la hâte de retourner“ würden die Franzosen sagen – ich hab Heimweh...


Ich will mal wieder auf einer geraden Straße ohne Riesen-Schlaglöcher, Speedbumps und umgekippter Lastwagen in einem geregelten Verkehr ohne ständiges Hupen und unnötige Staus fahren.


Ich will mal wieder durch die Innenstadt laufen und einkaufen, ohne dabei als Geldspeicher auf zwei Beinen betrachtet zu werden.


Ich will mal wieder mit meiner Katze auf dem Schoß eine heiße Schokolade trinken und Lakritze und Lebkuchen essen während es draußen richtig ungemütlich und kalt ist.


Und: Ich will mal wieder fest und erholsam schlafen – und das ohne Ohropax!


Außerdem vermiss ich meine Mama und meine Schwester und meinen Fuchs und auch alle anderen.


Dafür nehm ich sogar die Ohrenkneifer hin, die es hier nicht gibt – und das will was heißen, oder?

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Klingt spannend, interessant, ekelig und wie vom anderen Stern...

Wie lange bleibst du denn noch da? Wann kommst du wieder?

und was ist aus eurem Wasserschaden zu Hause geworden?

deine kleine Große hat gesagt…

sniff....
Das ist ja rührend, Süße. SOGAR Ohrenkneifer....
Ich weiß das zu schätzen.

Sag mal, sollen wir mit dem Weihnachtsbaum schmücken auf euch warten? Dann könnt ihr aber am 24. nicht ausschlafen!
hach, ich freu mich, dass ihr bald wiederkommt.

Ich schreib dir morgen moal ne laaange mail.
Hab dich lieb
Missie

Khaaro hat gesagt…

Uiii- Weihnachtsbaum schmücken!!!

Aber aussschlafen hört sich auch echt gut an...
Mhh...
Ihr könnt ja schonmal das ganze unangenehme Zeug machen mit den Lichterketten und so. :)

Der Wasserschaden ist (Britta, berichtige mich wenn ich was falsches sage) nur halb so schlimm wie anfangs befürchtet. Aber bis wir wissen, was jetzt letztendlich zu tun ist, muss erstmal alles komplett durchgetrocknet und die Feiertage hinter uns sein.
Am 23. kommen wir wieder... Noch 8 Tage mit heute...

Anonym hat gesagt…

STraßen ohne Schlaglöcher..
liebe Caro, ich glaub dann musst du umziehen ;)(wenn ich mich da so richtig an den Speckenweg erinnere)